Geschäftsbeziehungen sichern – Konflikte außergerichtlich lösen
„So nicht, jetzt reicht es! Ich rufe morgen sofort meinen Rechtsanwalt an. Und dann zeigen wir es denen aber mal richtig!“ Malermeister Müller ist stinksauer. Vor über einem Jahr ist das Wohnhaus der Familie Klein fertig geworden, ein Schmuckstück, auf das er und seine Mitarbeiter stolz sind. Wenn da nicht der Ärger über die Bezahlung der Schlussrechnung wäre. Familie Klein will offensichtlich nicht zahlen, immer wieder fällt ihnen was Neues ein: Die Farbe im Wohnzimmer hatte sich Herr Klein ganz anders vorgestellt, die Fassade erscheint bei Sonnenlicht uneben und das Treppengeländer ist für Frau Klein auch nicht perfekt gearbeitet. So geht es jetzt schon Monaten. Achtmal war Herr Müller zur Nachbesserung bei der Familie – aber denen kann er es offensichtlich nicht recht machen. Jetzt hat er genug, er wird sich sein Geld schon holen. Schade, dass über diesem Streit die langjährige gute Beziehung zu den Kleins zerbrochen ist, auch aus deren Freundeskreis hat er immer wieder schöne Aufträge erhalten.
Herr Müller führt den Betrieb schon fast zwanzig Jahre, er hat schon einiges erlebt, auch mehrere Gerichtsverfahren. Er weiß wie langwierig und unangenehm dies werden kann. Akten wälzen, alten Schriftverkehr studieren, alles muss haarklein dokumentiert werden, damit sein Anwalt damit arbeiten kann. Und das ist ja erst der Anfang, wer weiß, wie lange sich dieses Verfahren wieder hinziehen wird. Beim letzten Mal hat der Prozess fünf Jahre gedauert. Im Vergleich hat er dann 60 Prozent des ausstehenden Geldes erhalten, geblieben ist nach Abzug aller Kosten fast nichts.
Geht das nicht auch anders? Kann man sich denn unter erwachsenen Menschen nicht an den Tisch setzen und miteinander reden? De Familie Klein kann das doch auch keinen Spaß machen, so ein Gerichtsprozess belastet doch beide Parteien.
Es geht auch anders! Nicht immer, nicht alle Konflikte lassen sich ohne juristische Auseinadersetzung lösen. Aber es ist immer einen Versuch wert. In Deutschland sind Schlichtung, Schiedsgutachten und Schiedsgericht die wohl bekanntesten und gängigsten Verfahren, einen Streit außergerichtlich beizulegen. Zunehmend bekannter wird die außergerichtliche Konfliktlösung durch Mediation.
Mediation eignet sich insbesondere immer dann, wenn es um Streitfragen geht, bei denen die persönliche Einschätzung des Sachverhaltes eine große Rolle spielt. Die Erfahrung zeigt, dass es bei Streitigkeiten um Material, Farbe, Oberflächenqualität häufig nicht in erster Linie um objektiv feststellbare Qualitätsmerkmale geht. Sondern Kunden sind unzufrieden, weil das Ergebnis nicht exakt den Vorstellungen entspricht, die sie bei der Auftragserteilung hatten. Das wiederum ist für den Handwerker unverständlich, er ist sich sicher, dass er genau das geliefert hat, was bestellt wurde. Kleine Missverständnisse oder unterschiedliche Sichtweisen führen häufig zu langwierigen und teuren Auseinandersetzungen. Auseinandersetzungen, bei denen ein ruhiges und ausführliches Gespräch zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer der richtige Weg zur Lösung wäre. Häufig bedauern es beide Seiten sehr, dass bei dem Streit das ursprünglich gute und vertrauensvolle Verhältnis dauerhaft gestört wird. Der Unternehmer verliert nicht nur einen guten Kunden, er verliert häufig auch dessen berufliches und privates Umfeld als potentielle Auftraggeber. Der Kunde seinerseits wird jeden Tag zuhause an den ungelösten Konflikt erinnert, er ärgert sich oft Monate oder Jahre über die „falsche“ Farbe. Aber wahrscheinlich ärgert er sich mit der Zeit noch mehr über den ganzen Ärger.
Wenn zwei streitende Parteien Schwierigkeiten haben, die strittigen Punkte in einem sachlichen Gespräch miteinander zu klären und nach Lösungen zu suchen, dann führt sie meist irgendwann der Weg zum Anwalt. Und von dort führt der Weg häufig zu Gericht. Es werden Gutachten erstellt – aber das Ergebnis des Sachverständigen ist noch lange nicht für beide Seiten akzeptabel. Gerade wenn es nicht um eindeutige Mängel und Fehler geht, schaukeln sich solche Verfahren hoch, immer mehr Papier und immer weniger Möglichkeit miteinander zu reden.
Mediation ist ein Verfahren, in dem es sehr häufig gelingt, diesen Kreislauf zu durchbrechen und nach relativ kurzer Zeit zu einem konstruktiven Gesprächsklima zurückzufinden. Die Mediatoren beziehen nicht Stellung, sie sind in der Sache völlig neutral und unterstützen beiden Parteien in gleichem Maße. Sie haben in ihrer Ausbildung gelernt, auch in heftigen Auseinandersetzungen einen klaren Kopf zu behalten und immer das Ziel einer einvernehmlichen Lösung im Auge zu behalten. Deshalb sind sie in der Lage den Gesprächsverlauf zu steuern, sie beruhigen die Situation oft schon alleine durch ihre Anwesenheit. Die Streitenden werden angehalten, sich gegenseitig zuzuhören und stellen häufig sehr schnell fest, dass es eben doch Wege der Einigung gibt. Wenn beide Seiten die Bereitschaft entwickeln, an der Suche nach guten Lösungen mitzuarbeiten, dann wird das Ergebnis besser sein, als ein aus der Not geborener Vergleich, bei dem beide Seiten verlieren. Mediation will, dass beide Seiten gewinnen. Dies gelingt in überzeugend vielen Fällen schon innerhalb weniger Stunden. Der Streit, der sich im Gerichtsverfahren über Jahre hingezogen hätte, kann so in wenigen Wochen zu aller Zufriedenheit beigelegt sein.