Ein entbehrliches Risiko, oder eine Fußboden-Architektur der Superlative?!
Großbritannien hat die Welt des Leders im Allgemeinen seit Jahrzehnten vielfältig bereichert. Krokodil, Strauß oder klassisches Nappa in schwarz, Facettenreichtum kennt auch hier kaum Grenzen. Dazu gehört auch ein noch in Deutschland nicht weit verbreiteter aber sehr innovativer Bodenbelag, der in einigen europäischen Ländern im exklusiven und in einem nach der Art und Anwendung entsprechenden Bereich Einzug erhält und sich langsam aber stetig anhaltend am Markt zu integrieren versucht:
Fußbodenbeläge aus Leder.
Diese Beläge sind nahezu eine rein englische Erfindung. In der Welt des Lederbodens ist die legendäre britische Architektur für ein neues Format gestanden, mit der man eine Vornehmheit und Eleganz verbindet. Auch und vor allem für Lederböden. Nur wenige haben diese Belagart schon gesehen, geschweige denn verarbeitet, aber die die es taten können fundiert schwärmen. Es zeigt die Fasson welche ein intakt scheinend ledernes Gedächtnis besitzen kann.
Lederbeläge erfreuen sich seit Jahren vor allem in Europa wachsender Beliebtheit. Im deutschsprachigen Raum konzentrieren sich die Top-Qualitäten gepaart mit beschränkter Verfügbarkeit – diese Kombination ist versierten Lederfreunden längst geläufig. Die Idee dahinter ist ebenso einleuchtend wie Erfolg versprechend: Spitzenqualität ist eben nicht in beliebigen Mengen produzierbar. Und was am Markt rar ist, stimuliert den Sammlerinstinkt. Nicht zuletzt aus diesem Grund haben große Marken das Konzept der Limited Editions erdacht. Im Gegensatz zu den Konzernen hält sich der Output der Hersteller in bescheidenen Grenzen, was deren Labels für den Interessenten umso interessanter macht.
Das Bestreben dieser ist es, hochwertige Produkte anzubieten, die nicht alltäglich sind, die Erfahrung zeigt nämlich einerseits, dass der Europäer großes Interesse hat, Neues kennenzulernen und auszuprobieren.
Veränderung ist nach wie vor die einzige Konstante auch im Fußbodenmarkt. Einige Produzenten entwickeln kreative Lösungen, um ihren Kunden noch besseren Service bieten zu können. Findige Händler profitieren von den Marktveränderungen – von angepassten Preisen und einem serviceorientierten Umfeld. Spezialitäten sind nun mal keine Massenware.
Auch in diesem Segment gibt es schon viele Variationen, Zurichtungen, Lederarten und Formen in den verschiedensten Ausführungen.
Natürlich gelten auch hier allgemeine Voraussetzungen und Anforderungen an das Leder.
Diese Fußböden unterscheiden sich je nach der Art und Anwendung in ihrem Aufbau, in ihrer Faserstruktur, den Oberflächen und deren Behandlungen, den allgemeinen Eigenschaften und weiteren Nutzungsbedingungen.
Für den Fußbodenbereich werden wegen ihrer sehr stabilen und zweckmäßigen Eigenschaften hauptsächlich und vorzugsweise Rindsleder verwendet. Die beste Qualität für Fußbodenbeläge aus Leder gewährleisten „gut gestellte“ Kalbslederhäute der besten Sortierung aus den stabilen Mittelstücken, die ein gleichmäßiges und festes Fasergefüge liefern. Diese sind das Croupon=Kernstück, die Schildkerne seitlich der Wirbelsäule, die Seitenkerne. In diesen Bereichen erfahren die Häute die geringsten Spannungen/ Dehnungen (bedingt durch die Flankenatmungen und Bewegungen des Rindes) im Laufe des Daseins.
Vegetabil gegerbte (z.B. mit Rhabarberwurzeln, Blüten, Extrakten…) und anilingefärbte Leder (durchgefärbt) eignen sich besonders gut und können die längste Nutzungslebensdauer erfahren.
Für Fußbodenbeläge aus homogenem (einschichtigem) massivem Leder sind grundsätzlich chagrinierte (narbengepresste), geprägte und glatte Lederoberflächen, die eine Mindestgesamtstärke von 4mm aufweisen müssen geeignet.
Geschliffene Lederoberflächen sind nicht für frequentierte Bereiche zur Fußbodennutzung geeignet (für Wandbeläge können diese jedoch eingesetzt werden!).
Eine während der Produktion durch Pressung zu erfolgende Faserstrukturverdichtung ist für die Festigkeit und Stabilität gegen Druckpunktbelastungen erforderlich und verleiht hierbei die notwendige Druckunempfindlichkeit und die Oberflächenfestigkeit.
Einige Vorzüge sind beispielsweise eine edle, rustikale Oberflächenoptik mit unregelmäßig entstehender und erwünschter Patina, edle Raumwirkungen, feiner Griff, natürliche Haptik.
Lederrisse, Dellen, Macken usw. können mit geeigneten Lederspachtelmassen, Flüssigleder und weiteren speziellen Mitteln fachgerecht ausgebessert werden.
Sie sind atmungsaktiv und haben eine gute Wärmedurchlässigkeit, eine positive Wärmeleitfähigkeit und einen geringen Wärmedurchlasswiderstand und können daher fußbodenheizungsgeeignet produziert werden.
Das Leder hat ein gutes Wiedererholungsvermögen und Eindrücke bilden sich weitestgehend zurück und die Resteindrucktiefe ist im Sinne des optisch erwünschten Gesamtbildes gering.
Weiterhin haben sie eine elastische Trittschalldämmung und sind von Haus aus antistatisch.
Eigenschaften wie Fungistatikum (Fungizid) und Bakteristatikum sind praktisch möglich.
Meist sind die Fliesen/ Platten von Werk aus mit Wachs-Öl-Kombinationen fertig ausgerüstet, natur belassenes Material wird vor Ort nach der Verlegung oberflächenbehandelt.
Einschränkungen gibt es für dieses Naturmaterial dahingehend, dass diese grundsätzlich nicht für Feuchträume geeignet und dauerhaft vor, während und nach der Verlegung vor starken Klima- u. Temperaturschwankungen eingehend zu schützen sind. Nachteilig könnten sich darüber hinaus allenfalls die doch erklärbaren Materialkosten auswirken, die mit Leichtigkeit 200,- € bis weit über 400,- pro qm erreichen und seines Gleichen sucht.
Die Preisunterschiede beeinflussen das Verhalten der Käufer auf globaler Ebene. Auch hier gilt schon seit langer Zeit einer der innovativsten Destinationen im Fußbodensegment, die England eben zu bieten hat. Ist dies eine Art Flucht aus der Gewöhnlichkeit? Nirgends wird dies deutlicher als dort.
Wenn sich die Dinge um die altehrwürdigen Bodenbeläge drehen, könnte man ebenso die Devise verfolgen „Man muss die Vergangenheit in den Akten haben und die Zukunft im Blick“. Diese Beläge könnten kräftige, anhaltige Spuren hinterlassen, mit Erinnerungen an die Zukunft, die auf sanfte Art lancieren.
Lederböden können so vielseitig und komplex sein und es scheint nahezu behäbig, dass man sich nicht nur in England kurzerhand auf die Suche nach anderen Innovativen Ressourcen machte.
Um hier Beständigkeit zeigen zu können, gilt nicht nur für den Verarbeiter selbst, langjährige Erfahrungen im Umgang und mit der Verlegung des natürlich gewachsenen Produktes Leder mit zu bringen. Dazu gehören auch die Untergrunderkennung und deren fach- u. sachgerechte Vorbereitungen in der Praxis, sowie professioneller Umgang mit produktbezogenen Oberflächenbehandlungen und Verlegungstechniken. Denn auch hier gibt es viel Raum und Platz für unerwünschte aber dennoch materialspezifische Eigenschaften und deren unangenehme Auswirkungen.
Bei Fragen zur Verlegung, Verarbeitung, Händlern und sonstigen Angelegenheiten rund um Lederfußböden sind ausführliche Erläuterungen und auch praktische Vorführungen sowie Informationen direkt über das ISH-Institut für Bau- u. Fußbodentechnik anzufragen.