Bauphysikalische Feuchteschäden

Bauphysikalische Feuchteschäden im Hochbau, insbesondere bezogen auf Wand- und Fußbodenkonstruktionen sind ein „Dauerthema“.

Das Fachgebiet „Bauphysik“ beschreibt die Phänomene Schall, Wärme, Feuchte, Licht und Brand.

Diese Phänomene beeinflussen die Bauteile der Gebäude.

In diesem Fall wird ein spezielles Teilgebiet der Bauphysik, nämlich das Phänomen der Feuchte in Verbindung mit Wand- und Fußbodenkonstruktionen behandelt.

Tragende Decken bzw. Fußbodenkonstruktionen trennen z. B. Räume gegen Außenluft oder gegen das Erdreich.

Betondecken trennen aber auch Räume bzw. Geschosse verschiedener Nutzung, so z. B. einen Wohnraum oberhalb einer Schwimmhalle oder einer Produktionshalle, jedoch öfters über einem Heizraum.

Das Gebiet der Feuchte im Bereich des Bauwesens befasst sich mit dem Feuchteschutz der Gebäude wie folgt:

  • Abdichtungsmaßnahmen gegen aufsteigende Bodenfeuchtigkeit,
  • dem Schutz gefährdeter Fußbodenschichten gegen Spritz- und Oberflächenwasser,
  • dem Schutz der Bauteile gegen Bodenfeuchte und der Vermeidung von Tauwasserbildung innerhalb der Konstruktion.

Durch unzureichenden Feuchteschutz der Bauteile werden Bauschäden und gesundheitsschädigende Einflüsse forciert, d. h. unzureichender Schutz der Bauteile vor Wasser bzw. Feuchtigkeit und zusätzlicher Luftfeuchtigkeit aus Feucht- und Nassräumen führt zwangsläufig zu durchnässten Wänden und Deckenkonstruktionen.

Der Feuchteschutz des Fußbodens ist abhängig von der Abdichtung des Gebäudes gegen Feuchtigkeit und Wasser von außen.

Vor allem beim Einsatz von elastischen Bodenbelägen sowie Kunstharzbeschichtungssystemen, die einen rel. hohen Wasserdampfdiffusionswiderstandsfaktor aufweisen in Verbindung mit nichtfeuchtigkeitsresistenten Lastverteilungsschichten (z. B. Magnesia oder Anhydritestrich = Calciumsulfatestrich) entstehen in Folge verschiedener Wasserdampfteildrücke und Temperaturdifferenzen die in Fachkreisen bekannten Feuchtigkeitsschäden.

Durch die vorgenannten bauphysikalischen Hinweise, also durch eine innere Kondensation, bedingt durch Wasserdampfdiffusion werden nicht feuchtigkeitsresistente Verlegewerkstoffsysteme aber auch die bereits genannten Estrichkonstruktionen nachteilig beeinflusst.

Die Feuchtespeicherung von Stoffen ist von der Temperatur und vom Stoffgefüge, d. h. ob porös oder nicht, abhängig.

Beispielsweise kann Luft nur eine bestimmte Menge Wasserdampf, d. h. Wasser in gasförmigem Zustand, aufnehmen.

Dieser Zustand ist bei der Sättigung der Luft mit Wasserdampf erreicht.

Diese von der Luft aufnehmbare Wassermenge ist allerdings sehr stark von der Temperatur abhängig.

Die Luft kann aber auch mit Wasserdampf übersättigt sein.

Das bedeutet, die lösliche Menge Wasserdampf wurde überschritten.

Dieser Zustand äußert sich dann in der Form, dass sich feine Tröpfchen, die als Nebel oder Wolken in Erscheinung treten beispielsweise auf festen Gegenständen, als Tauwasser niederschlagen.

Besonderer Hinweis

Die für eine Diffusionsberechnung erforderlichen Zahlenwerte sind in der DIN 4108, Teil 4, Tabelle 1 = Rechenwerte der Wärmeleitfähigkeit und Richtwerte der Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl enthalten.

Die Widerstandszahl µ gibt an, wie viel höher der Widerstand des jeweiligen Stoffes gegen Wasserdampfdiffusion als Luft gleicher Schichtdicke ist.

Der Widerstand einer 1 m dicken Luftschicht wird gleich 1 genannt bzw. gesetzt.

Welche Wand- und Fußbodenschäden durch bauphysikalische Feuchtigkeitseinwirkungen sind in Fachkreisen bekannt:

  • Holzdielen und/oder Parkettelemente üben einen Feuchtigkeitsquelldruck auf Wandkonstruktionen aus,
  • Risse, Rissmarkierungen sowie Verschiebungen von Wandkonstruktionen sind bekannt,
  • abnorme blasenartige Erhöhungen innerhalb einer elastischen Bodenbelagebene bedingt durch Reemulgierung der eingesetzten Dispersionsklebstoffe (materialspezifische Formveränderungen des Bodenbelages durch mangelhafte Klebung/Arretierung),
  • Osmosebläschen innerhalb einer Kunstharzbeschichtungsebene sowie großflächige Abplatzungen des Kunstharzbeschichtungssystems durch Feuchtigkeitshinterwanderungen/Feuchtigkeitsunterwanderungen
    (= Wasserzunge),
  • Geruchsbelästigungen sowie Raumluftbelastungen durch Schimmelpilzsporen usw.

Muss ein Handwerker im Rahmen seiner Sorgfaltsprüfung und Hinweisverpflichtung den „praktischen Feuchteschutz“ erkennen bzw. Feuchteschutzmaßnahmen überprüfen?

Schallschutz, Wärmeschutz und praktischer Feuchteschutz sind Planungsaufgaben des Bauwerksplaners.

Der Auftragnehmer für Wand- und Fußbodenkonstruktionen muss mit der im Verkehr üblichen Sorgfalt seiner Sorgfalts- und Prüfungspflicht nachkommen.

Bauphysikalische Schäden sind mit der im Verkehr üblichen Sorgfalt für den Handwerker nicht erkennbar.

Bezogen auf den praktischen Feuchteschutz kommt es in besonderer Weise darauf an, dass die einzelnen Abdichtungsbahnen ausreichend überlappt verlegt und dampfdicht geklebt werden.

Welche Maßnahmen können zum Schutz z. B. gegen Schlagregen Verwendung finden?

Wasser kann bei Regen durch Kapillarwirkung in die Außenwände eindringen, außerdem stellen Spalten und Risse besondere Schwachstellen für das Eindringen von Regenwasser dar.

Zur Begrenzung der kapillaren Wasseraufnahme dienen wasserabweisende oder wasserhemmende Putze. Regen kann durch eine wasserdichte oder mit Luftabstand vorgesetzte Schicht abgehalten werden bzw. auf die Vormauerschicht begrenzt werden.

Weiterhin kann ein Wandbaustoff gewählt werden, der wenig zur Wasseraufnahme neigt, wie z. B. Sichtbeton. Auch die Gestaltung der Fassade spielt eine Rolle. So können weit herabgezogene Dächer, große Dachüberstände und geschossweise versetzte Außenwände wesentlich zum Schlagregenschutz beitragen.

Worauf sollte man bei der Auswahl von Anstrichen zum Schlagregenschutz achten?

Es ist zu beachten, dass wasserdichte ober wasserabweisende Anstriche im Allgemeinen relativ dampfdicht sind.

Die Anstriche bilden somit eine Dampfsperre auf der falschen Seite.

Hinweise

Bei der Auswahl der Anstriche sollte man die geringstmögliche Dampfdichtigkeit wählen.

Auf diese Weise beugt man Feuchtigkeit unmittelbar unter dem Anstrich vor, die leicht zur Blasenbildung oder zum Abblättern des Anstriches führen kann.

In Bezug auf Schlagregen-Putz werden drei Beanspruchungsgruppen unterschieden:

  • Beanspruchungsgruppe 1 – geringe Schlagregenbeanspruchung
  • Beanspruchungsgruppe 2 – mittlere Schlagregenbeanspruchung
  • Beanspruchungsgruppe 3 – starke Schlagregenbeanspruchung

Die Bauwerksabdichtungen sind in der DIN 18 195 festgelegt, es wird unterschieden:

  • Schutz gegen Bodenfeuchte,
  • Schutz gegen drückendes Wasser,
  • Schutz gegen nicht drückendes Wasser.

Nicht drückendes Wasser ist Niederschlagswasser, Sickerwasser oder Brauchwasser. Es übt auf die Abdichtung keinen oder nur geringen Druck aus.

Unter drückendes Wasser versteht man Wasser, das von außen Druck ausübt.

Gebäude, die im Grundwasser stehen, sind dem hydrostatischen Druck des Wassers ausgesetzt.

Hätten Sie das gewusst?

Frei bewitterte Parkdecks benötigen besondere funktionstaugliche Abdichtungsmaßnahmen, die materialspezifisch wie auch bauphysikalisch systembezogen abgestimmt sein müssen.

Die Anforderungsprofile

Oberflächenhaftzugwerte von > 1,2 N/mm2 (je nach Belastung auch > 1,5 N/mm2),

Ausreichende Schritt- und Trittsicherheit = Prüfung der Gleitreibung/Rutschhemmung,

Funktionsfähiges Gefälle zu den Abflussgullis hingehend.

Abschließende Hinweise bezogen auf bauphysikalische Einwirkungen im Fußbodenbau und auch auf Wandkonstruktionen

Durch mangelhafte Feuchtigkeitsabdichtungsmaßnahmen und durch Temperaturdifferenzen sowie verschiedene Teildrücke des Wasserdampfes entstehen eine Vielzahl Feuchteschäden. Bei längerer Einwirkungszeit auf Wand und Fußbodenkonstruktionen entstehend sehr oft Pilze, Sporen und auch Luftkeime.

Vor allem „Holz lügt nicht“ – Feuchtigkeitsquelldruck bezogen auf Holzdielen und Parkettelemente verursacht durch den in Fachkreisen bekannten Schiebeweg
(= Feuchtigkeitsquelldruck) erhebliche Bauschäden.

Bezogen auf elastische Bodenbeläge entstehen die bereits genannten blasenartigen Erhöhungen sowie Stauchblasen zu den angrenzenden Bauwerksteilen hingehend, wenn erhöhte Feuchtigkeit im Untergrund schadhaft wirksam wird, insbesondere bezogen auf die nichtfeuchtigkeitsresistenten Verlegewerkstoffsysteme.

Weiterhin wird auch auf die bereits genannten Osmosebläschen innerhalb einer Kunstharzbeschichtungsebene verwiesen, sowie auf das ungenügende adhäsive Verhalten von Kunstharzbeschichtungssystemen zum Untergrund hingehend.

Selbstverständlich können auch handwerkliche Fehlleistungen und anwendungstechnische Problemstellungen beim Verarbeiten bzw. Herstellen eines Kunstharzbeschichtungssystems Fußbodenschäden verursachen, insbesondere dann, wenn Mischfehler vorliegen in Form einer Untervernetzung des Beschichtungssystems o. ä.

Kohäsionsbrüche oder auch Adhäsionsbrüche sind die Folge.

Zusammenfassend ist festzustellen:

  1. Wasserdampfdiffusion = innere Kondensationen durch verschiedene Teildrücke des Wasserdampfes und unübliche Temperaturdifferenzen sowie andere bauphysikalische Einwirkungen auf die Wand- und Fußbodenkonstruktion sind überwiegend von dem Handwerker, also von dem Auftragnehmer mit der im Verkehr üblichen Sorgfalt nicht zu erkennen.
     
  2. Nur durch Experten in der Bauphysik können derartige Bauschäden nach dem Verursacherprinzip = Obsiegen/Unterliegen zugeordnet werden.
     
  3. Selbstverständlich müssen die Auftragnehmer für die bestimmten Gewerke nachweisen, dass sie im Rahmen ihrer Sorgfaltsprüfung und Hinweisverpflichtung entsprechende Feuchtemessungen bezogen auf ihre Gewerke durchgeführt haben, um den Beweis anzutreten, dass die „Verlegereife/Belegereife“ zum Zeitpunkt der Untergrundvorbereitungsmaßnahmen sowie Verlegung von elastischen und textilen Bodenbelägen und/oder Kunstharzbeschichtungssystemen vorgelegen hat.

Die nachfolgende technische Fotodokumentation soll die in diesem Fachbeitrag genannten Schadensparameter verdeutlichen.

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